Ammenstute: Rettung für verwaiste Fohlen

Sowohl die Trächtigkeit als auch die Geburt bieten ein hohes Risikopotential. Ist die Pferdemutter nicht in der Lage, ihr neugeborenes Fohlen zu versorgen, kann eine sogenannte Ammenstute aus der Notsituation heraushelfen. Dieser Fall tritt beispielsweise dann ein, wenn die Mutterstute ihr Neugeborenes nicht annimmt oder im schlimmsten Fall die Geburt nicht überlebt.

Glücksfall Ammenstute

[caption id="attachment_192379" align="alignright" width="300"] Die passende Größe ist bei einer Ammenstute wichtig, damit das Fohlen gut saugen kann. / © stock.adobe.com/Reimar[/caption] Die beste Lösung für diesen Fall ist eine fremde Stute, die das neugeborene Fohlen annimmt. Am ehesten neigen bewährte Zuchtstuten dazu, ein fremdes Neugeborenes unter ihre Fittiche zu nehmen. Jedoch ist es kein Ausschlusskriterium, wenn eine Stute nicht aus der Zucht ist. Ebenso ist die Rasse nicht wichtig. Die Ammenstute sollte für eine gute Vorbildfunktion in der Herde sozialisiert sein und von der Größe her zum Waisenfohlen passen, damit dieses gut trinken kann. Allerdings sind nicht nur äußere Faktoren ausschlaggeben für ein gutes Verhältnis zwischen Ammenstute und Waisenfohlen. Zwischen den beiden muss die Chemie stimmen. Leichter machen kann man es ihnen beispielsweise mit dem Geruch. Stirbt das eigene Fohlen der späteren Ammenstute, ist es hilfreich ein Stück Eihaut von diesem einzufrieren. Damit kann das fremde Neugeborene abgerieben werden, sodass es nach der neuen Mutterstute riecht. In den ersten Tagen reagiert diese noch auf die Botenstoffe der Eihaut. Ebenso ist es für die auserkorene Ammenstute leichter, wenn das Waisenfohlen zu ihr kommt und sie es in der gewohnten, sicheren Umgebung kennenlernt. Unter Aufsicht lässt man die beiden zusammen, um zu sehen, wie die Chemie zwischen ihnen ist. Dabei kann es durchaus zwei, drei Tage dauern, bis sie sich gegenseitig akzeptieren und einander annehmen. Hier sollte man sich also in Geduld und ruhig bleiben üben.

Win-Win-Situation

Nimmt eine Stute, deren Fohlen kürzlich verstorben ist, ein Waisenfohlen an, hat das für sie ebenfalls Vorteile. Oftmals ziehen sich Stuten in sich zurück, verschließen sich emotional und geben sich auf, wenn sie ihr Fohlen verloren haben. Mit der Annahme eines Waisenfohlens können sie oft wieder Lebensmut fassen und gehen in der Aufgabe auf. Somit hat der Besitzer der Ammenstute ebenfalls einen Vorteil durch das Arrangement mit dem Besitzer des Waisenfohlens. Wenn Ammenstute und Waisenfohlen einander angenommen haben, dürfen sie nicht mehr getrennt werden. Daher sollten sich die beiden Besitzer bereits vor der Zusammenführung einig sein. Dazu sind im Vorfeld einige Fragen zu beantworten, beispielsweise, wo die Pferde stehen und wie die Versorgung sowie das Finanzielle geregelt ist. Im Hinblick auf die oben erläuterte Win-Win-Situation für beide Parteien, sollte die Notlage des Fohlenbesitzers nicht ausgenutzt werden.

Nötige Vorbereitungen

Auch wenn man sich nicht gern mit dem schlimmsten anzunehmen Fall beschäftigt, ist im Falle des Todes der Mutterstute schnelles Handeln geboten. Das neugeborene Fohlen braucht schnellstmöglich Milch. Innerhalb seiner ersten zwei Lebensstunden muss es Kolostralmilch für die nötigen Abwehrstoffe zu sich nehmen. In dieser Zeit ist es oft nicht möglich eine geeignete Ammenstute zu finden. Daher ist eine Möglichkeit, der Stute im Vorfeld Kolostrum abzunehmen. Dieses kann auch problemlos eingefroren werden und nicht nur für einen möglichen Notfall als Sicherheit dienen. Grundsätzlich sollten wichtige Telefonnummern im Vorfeld bereitliegen. Dann können Tierärtze oder Ammenstutenvermittler zügig angerufen werden, wenn der Ernstfall eintritt. [caption id="attachment_192383" align="alignright" width="300"] Lämmernuckel sind auch für Fohlen geeignet. / © stock.adobe.com/grafikplusfoto[/caption] Um das Fohlen mit Kolostrum versorgen zu können, sind auch vorrätige Nuckelflaschen zu empfehlen. Hierbei sollten Lämmernuckel gewählt werden. Darüber hinaus ist etwas Fohlenmilch auf Vorrat sinnvoll – oder zumindest das Wissen, wo diese schnell besorgt werden kann. Neben der Fütterung ist die Sozialisierung des Waisenfohlens sehr wichtig. Dafür ist eine Ammenstute ebenfalls gut geeignet. Der Fohlennotdienst „Ammenstuten Deutschland“ ist hierfür eine gute Anlaufstelle mit gutem Netzwerk im Hintergrund. Gibt es keine passende Ammenstute, muss anderweitig für sozialen Kontakt des Fohlens gesorgt werden. Dabei ist es nicht wichtig, wie die Pferde-Gesellschaft aussieht. Ein akzeptierender Wallach oder ein weiteres Waisenfohlen eignen sich als Sozialkontakte ebenfalls gut. Dann ist eine Handaufzucht mit der Flasche eine mögliche Alternative zur Ammenstute. Horse-Gate/ACG