DM Para-Dressur: Titel für Philipp, Brenner, Schmidt und Hölken
Werder/Havel (fn-press). Der Para-Dressursport erfreut sich in Deutschland immer größerer Bekanntheit. Das wirkt sich auch auf die Starterfelder bei den Deutschen Meisterschaften aus. Diese wurden nun schon zum vierten Mal in Folge auf Gestüt Bonhomme in Werder/Havel ausgetragen und zählten 37 Starter aus den fünf Behinderten-Grades. Über ihre erste Goldmedaille freuen durften sich Claudia Schmidt (Grade III) und Annike Höliken (Grade V). In der Abteilung Grade I/II sicherte sich Elke Philipp schon zum fünften Mal den Titel. Und Hannelore Brenner (Grade IV) erweiterte ihre beachtliche Sammlung an Meisterschärpen sogar um das 15te Exemplar.
Seit Elke Philipp aus Treuchtlingen 2013 erstmals für eine Europameisterschaft nominiert wurde, zählt sie zum harten Kern deutscher Championatsreiter. Zum fünften Mal in Folge sicherte sich die Grade-I-Reiterin mit dem bewährten Westfalen Regaliz (v. Rubinero) den Titel. 152,016 Punkte sammelte sie in den beiden DM-Wertungsprüfungen: in der Championatseinzelaufgabe 76,071 Prozent und der Kür 75,945 Prozent. Mit ihrem neuen Pferd Fürst Sinclair (v. Fürstenball) wächst allerdings eine ernst zu nehmende Konkurrenz für Regaliz heran. Mit ihm erzielte Elke Philipp 72,381 bzw. 74,0 Prozent. Die Silbermedaille in der Gruppe der Grade-I- und Grade-II-Reiter ging wie schon im vergangenen Jahr an Alina Rosenberg aus Konstanz. Die Grade-II-Reiter, die wie Elke Philipp im vergangenen Jahr bei den Paralympics Teamsilber gewann, kam mit dem achtjährigen Oldenburger Nea’s Daboun (v. Dressage Royal) dank 71,836 Prozent in Einzelwertungsaufgabe und 75,257 Prozent in der Kür auf insgesamt 147,12 Punkte. Die Bronzemedaille sicherte sich mit insgesamt 135,769 Punkten Silvia Logemann (Berne) mit dem neunjährigen Hannoveraner Danjo AS (v. Dacaprio).
Grade IV: 15. Titel für Hannelore Brenner
Hannelore „Hanne“ Brenner ist und bleibt die deutsche Nummer eins in ihrem Grade, auch wenn dieser seit 2017 nicht mehr Grade III heißt, sondern in Grade IV umbenannt wurde. Mit 70,407 Prozent gewann sie bereits die erste Wertungsprüfung und toppte dies in der Kür noch einmal deutlich. 75,42 Prozent gab es für die Vorstellung ihres Trakehner Kawango (v. Sixtus), den sie zu afrikanischer Musik – angelehnt an die Kavango-Region in Namibia – vorstellte. Für Kawango, der im vergangenen Jahr zum Rio-Aufgebot gehört hatte, jedoch kurzfristig ausgefallen war, bedeutete das Gesamtergebnis von 145,449 Punkte den zweiten nationalen Titel. Für seine Reiterin bereits den 15ten. Auch in der folgenden Platzierung änderte sich gegenüber dem Vorjahr nichts. Die Silbermedaille ging mit 136,758 Punkten an Martina Benzinger (Remda-Teichel) mit dem Westfalen Fritzzantino (v Fidermark), Dritte wurde Heidemarie Heidemann (Rheda-Wiedenbrück) mit der Hannoveraner Royal Blend-Tochter Responsible for me mit insgesamt 135,00 Punkten. Dicht dahinter schloss sich Newcomerin Dr. Saskia Deutz (Sehlem) mit Soyala mit 134,637 Punkten auf Platz vier an. Die Ärztin startete bislang im Regelsport und ging in diesem Jahr erstmals in einer Para-Prüfung an den Start. In der ersten Wertungsprüfung konnte sie sich sogar mit ihren beiden Pferden vor Benzinger und Heidemann einordnen, verpasste dann jedoch in der Kür knapp ihre Chance auf eine Medaille.
Großes homogenes Starterfeld in Grade V
Viele neue Gesichter gab es aber vor allem in Grade V, der Gruppe von Reitern mit der geringsten körperlichen Beeinträchtigung. Entsprechend anspruchsvoll ist die geforderte Aufgabe, die etwa dem Niveau der Klasse M im Regelsport entspricht. „Hier gab es nicht das eine oder die zwei herausragenden Paare, vielmehr eine ganze Gruppe Reiter mit ähnlichem Leistungsstand. Am Ende hat auch etwas die Tagesform entschieden“, sagte Britta Bando vom Beirat Para-Equestrian des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Die Goldmedaille sicherte sich am Ende an die 43-jährige, ohne Hüftköpfe geborene Reittherapeutin Annike Hölken aus Borken mit dem Westfalen El dorado (v. Eldino). In der ersten Wertungsprüfung noch Vierte, kam sie dank ihres Sieges in der Kür auf insgesamt 132,677 Punkte (64,127 und 68,55 Prozent). Nur einer halber Punkt trennte sie von Silbermedaillengewinnerin Martina Halter aus Karlsruhe mit ihrem Württemberger Fioretto (v. French Kiss) und 132,188 Punkten (65,238 und 66,95 Prozent). Noch enger war der Abstand auf Silke Winter aus Herford mit Dannywell mit 131,810 Punkten (63,452 und 68,358 Prozent), die wie schon im Vorjahr die Bronzemedaille gewann.
Spannender Dreikampf in Grade III
Erwartungsgemäß besonders spannend wurde es auf Bonhomme in Grade III. Hier ging mit den beiden Rio-Teilnehmern Claudia Schmidt (Darmstadt) und Steffen Zeibig (Arndorf) sowie der vielfachen Para-Championatsreiterin Dr. Angelika Trabert (Dreieich) gleich drei „Hochkaräter“ ihrer Disziplin an den Start. Dr. Trabert, die ohne Beine geboren wurde und seit 1996 im Para-Dressursport erfolgreich unterwegs ist, hatte gleich zwei Pferde mitgebracht. Neben der schon bekannten Sally sattelte sie auch Diamond’s Shine (v. Diamond Hit), der ihr von Anna Nolte vom Hofgut Rosenau zur Verfügung gestellt wird. Mit dem erst siebenjährigen Westfalenwallach gewann sie auf Anhieb die Kür. Insgesamt sammelte sie 146,502 Punkte (69,902 und 76,60 Prozent) und blieb damit knapp hinter Claudia Schmidt mit ihrem Hannoveraner Romeo Royal, die sich mit insgesamt 147,109 Punkten (71,176 und 75,933 Prozent) erstmals den Meistertitel sicherte. Nicht ganz so glücklich vellief die Meisterschaft für Titelverteidiger Steffen Zeibig (Arnsdorf). Er ordnete sich mit seiner Hannoveraner Rappstute Feel Good (v. Fürst Heinrich) in beiden Wertungsprüfungen hinter seinen beiden Championatskolleginnen ein. Mit 131,81 Punkten (69,363 und 75,189 Prozent) sicherte sich Zeibig wie schon bei den Paralympics die Bronzemedaille. Hb
Source: Presseservice Kerstan / Turniernews