Helm, Sicherheitsweste und Co. – Schutzausrüstung im Reitsport
Der Reitsport gilt als riskanter Sport. Schließt man eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, muss man sogar das Zusatzformular für Extremsport ausfüllen. Daher sind die Bemühungen, den Sport durch Schutzausrüstung sicherer zu gestalten, hoch. Gleichzeitig bedarf es nach wie vor Aufklärungsarbeit bei den eingefleischten Reitern, wie die aktuelle FN-Kampagne zum Reiten mit Helm zeigt.
Ein Sturz vom Pferd ist ein stets gegenwärtiges Risiko. Es besteht jederzeit die Möglichkeit, dass das Tier erschrickt, stolpert oder etwas Unvorhergesehenes geschieht. Reitunfälle sind nicht meldepflichtig, daher gibt es keine genauen Zahlen. Schätzungen nach reiten in Deutschland zwei Millionen Menschen, von denen pro Jahr etwa 90.000 verunglücken.
Ein Helm als erster Schutz
Am bekanntesten als Schutzausrüstung im Reitsport ist der Helm, den mittlerweile die meisten Reiter tragen. „Bis zu 30 Prozent aller Verletzungen im Reitsport betreffen den Kopf“, sagt Dr. med. Julia Schmidt, stellvertretende ärztliche Leiterin des UKE Athleticum Hamburg, wie die FN in ihrer Themenwoche verlauten lässt. Zusätzlich sind Kopfverletzungen die häufigste Todesursache in Folge von Reitunfällen.
Trotz allem gibt es im Reitsport keine gestzliche Helmpflicht. Nach dem LPO-Ausrüstungskatalog 2019 wird ein Reithelm empfohlen. Vorgeschrieben ist das Tragen eines Helms lediglich in „einer LP mit Hindernissen“,für „Junioren und Children in allen Klassen“ und in „Dressur-, Dressurreiter-. Basis- und Aufbau-LP“. In anderen LPs ist ein Reithelm zulässig.
Weder ein braves Pferd, noch die größte Erfahrung mit Pferden kann das Risiko eines Reitunfalls garantiert verhindern. Daher ist es absolut empfehlenswert eines der empfindlichsten Körperteile – den Kopf – zu schützen, der zu dem auch noch eine zentrale Rolle im Leben des Menschen übernimmt. Mit dem Tragen eines Helms kann bei einem Sturz zumindest ein Teil der Verletzungen abgemildert oder gar verhindert werden. Daher ist in den meisten Reitschulen und Vereinen der Helm Vorschrift, um am Unterricht teilnehmen zu dürfen. Beim Helmkauf sind die korrekte Größe – nicht zu eng, aber er darf nicht zu locker sitzen und verrutschen – und eine Drei- oder Vierpunktsicherung zu beachten.
Schutzausrüstung für den Oberkörper
In den letzten Jahren erlangte Schutzausrüstung für den Oberkörper größerer Popularität, die ergänzend zum Helm getragen werden kann. Als „Einsteigermodell“ bietet sich der Rückenprotektor an. Am Vorbild aus dem Motorsport orientiert, bietet er speziell Schutz für das Rückgrat. Durch eine Verstärkung aus Kunststoff oder Gel werden Stöße im Bereich der Wirbelsäule absorbiert und somit abgemildert. Die leichten Protektoren schränken beim Tragen die Bewegungsfreiheit des Reiters kaum ein. Jedoch gibt es keinen Schutz für Brust oder Körperseite.
Im Vergleich zum Rückenprotektor ist eine Sicherheitsweste deutlich massiver gebaut. Sie besteht aus mehreren Teilen für Rücken, Brust, Schulter- und Seitenteilen aus festem Schaum oder Kunststoff. Die verschiedenen Bauteile passt man mit Klettverschlüssen exakt an die Maße des Reiters an. Eine Sicherheitsweste ist zum Springen empfehlenswert und beim Ausreiten. Jedoch schränkt sie die Bewegungsfreiheit des Reiters ein und durch die Dicke des Materials staut sich die Hitze am Körper.
Sowohl beim Rückenprotektor als auch bei der Sicherheitsweste sollte exakt darauf geachtet werden, dass die richtige Größe ermittelt wurde und gekauft wird. Eine unpassende Schutzausrüstung kann eine große Gefahr darstellen, da sie im Fall eines Sturzes verrutscht und sich so auch in empfindliche Körperteile – wie beispielsweise die Halswirbelsäule – schieben können.
Laut dem LPO-Ausrüstungskatalog 2019 ist in allen Prüfungsarten und -klassen „Schutzweste, Rückenschutz und Airbag zulässig“. „In Vielseitigkeits-LP, Gelände-LP und Spring-LP mit Geländehindernissen ist eine Schutzweste vorgeschrieben.“
Unterschätzte Schutzausrüstung
Als Schutzausrüstung absolut unterschätzt ist der Reithandschuh. Oftmals wird dieser nur zum Reiten getragen, um Blasen zu verhindern. Jedoch sind gerade beim Führen Handschuhe zu empfehlen. Damit hat man einen besseren Griff um den Führstrick, auch bei Nässe oder schwitzigen Händen. Erschrickt ein Pferd, können die Handschuhe Schlimmeres verhindern, da der Strick keine Verbrennungen auf der Haut hinterlassen kann, wenn er durchgezogen wird.
Auch ein stabiler Schuh kann als Schutzausrüstung gesehen werden. Er schützt davor, umzuknicken oder wenn einem das Pferd auf den Fuß tritt. Zudem unterstützt er mit vernünftigem Profil davor, durch den Steigbügel durchzurutschen oder auf matschigem Boden auszurutschen.
Horse-Gate/ACG